10. Januar 2024 | Laut dem KfW-ifo-Fachkräftebarometer ist der Fachkräftemangel in Deutschland erstmals seit zwei Jahren unter die 40-Prozent-Marke gefallen. Grund ist die zur Zeit schwache Konjunktur.
Dennoch ist der Fachkräftemangel laut Martin Müller weiterhin historisch hoch. Besonders stark ist die Knappheit in den östlichen Bundesländern aufgrund der hohen Abwanderung junger Menschen nach der Wiedervereinigung.
Für die Zukunft wird erwartet, dass sich der Fachkräftemangel wieder verschärft, wenn sich die konjunkturelle Lage verbessert und mehr Babyboomer in den Ruhestand gehen. Dies könnte das Wirtschaftswachstum langfristig auf unter 1 Prozent begrenzen. Um dem entgegenzuwirken, sind entschlossene Maßnahmen erforderlich, einschließlich einer Steigerung der Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren Arbeitnehmern, verstärkter Zuwanderung von Fachkräften aus Nicht-EU-Ländern, erhöhter Arbeitsproduktivität durch Digitalisierung und Automatisierung, sowie Anreizen im Steuer- und Transfersystem.
Entwicklung betrifft vor allem die Industrie
Im 4. Quartal 2023 meldeten 38,7 Prozent der Unternehmen im KfW- ifo-Fachkräftebarometer eine Behinderung ihrer Geschäftstätigkeit durch fehlende Fachkräfte. Im Dienstleistungsbereich waren es 45,2 Prozent, im Verarbeitenden Gewerbe mit 28,7 Prozent erheblich weniger. Der Fachkräftemangel hat sich damit durch die konjunkturelle Abschwächung vor allem in der Industrie erheblich verringert. Im Juli 2022 behinderte Fachkräfteknappheit noch die Geschäftstätigkeit von 44,5 Prozent der Industrieunternehmen.
Stark nachgelassen hat der Fachkräftemangel in der chemischen Industrie (15,8 Prozent) und in der Automobilindustrie (25,5 Prozent). Hier haben der konjunkturbedingte Nachfragerückgang sowie teils hohe Kostenanstiege durch die Öl- und Gaspreiserhöhungen, die Inflation und die erhöhten Lohnabschlüsse einen Rückgang von Erträgen und Produktion nach sich gezogen. In der Automobilindustrie haben zudem Lieferengpässe bei Mikrochips und Halbleitern die Produktion behindert.
Insgesamt waren kleine und mittlere Unternehmen mit 38,7 Prozent ebenso häufig betroffen wie große.
Hintergrund
Das KfW-ifo-Fachkräftebarometer basiert auf ifo Konjunkturumfragen. Im Fachkräftebarometer wird über den Anteil der Unternehmen in Deutschland berichtet, die angeben, dass ihre Geschäftstätigkeit derzeit durch einen Fachkräftemangel behindert wird. Hierzu werden einmal pro Quartal rund 9.000 Unternehmen aus den Wirtschaftsbereichen Verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Handel sowie Dienstleistungen (ohne Kreditgewerbe, Versicherungen und Staat) befragt, darunter rund 7.500 Mittelständler.
Hier geht es zur vollständigen Studie: kfw.de/KfW-ifo-Fachkraeftebarometer_2023-12.pdf