Dezember 2023 | Sowohl in den USA als auch in der EU laufen derzeit Untersuchungen zur Gesundheitsschädlichkeit von PVC-Produkten. In Europa muss jetzt über Regulierungsmaßnahmen entschieden werden.
Aufgrund seiner hohen chemischen Beständigkeit eignet sich PVC ideal für den Einsatz in der Industrie. Aber auch im Alltag ist es ein ständiger Begleiter. Sei es im Duschvorhang, Bodenbelag, Regenschirm oder Armaturenbrett im Auto. Vinylchlorid, ein Vorprodukt, das während der PVC-Herstellung zum Einsatz kommt, wurde jedoch bereits seit 1974 offiziell als krebserregend für den Menschen eingestuft. Aufgrund der erkannten Gesundheitsrisiken ist die Verwendung von Vinylchlorid streng reguliert.
Umweltschutzbehörde der USA startet Überprüfung
Diesen Monat hat die US Environmental Protection Agency (EPA) eine Überprüfung angekündigt, die schließlich zum Ende der PVC-Kunststoffproduktion führen könnte.
Mit der Maßnahme beginnt ein einjähriger Prozess inklusive einer öffentlichen Anhörung. Bis etwa Dezember 2024 wird die EPA bekannt geben, welche Schritte sie zu unternehmen beabsichtigt – vom Nichtstun über die Auferlegung zusätzlicher Beschränkungen für PVC bis hin zum Verbot in den Vereinigten Staaten, erklärt Judith Enck, Präsidentin der gemeinnützigen Organisation Beyond Plastics und ehemalige EPA-Regionalverwalterin.
„Vinylchlorid bedroht unsere Gesundheit und kontaminiert die Umwelt von der Herstellung bis zur Entsorgung, wobei Arbeiter und Menschen, die in der Nähe von chemischen Einrichtungen und entlang von Vinylchlorid-Verteilungswegen leben, den größten Expositionen und Gefahren ausgesetzt sind“, kommentiert Liz Hitchcock von Toxic-Free Future hinzu.
Das Vinyl Institute, der US-amerikanische Wirtschaftsverband der PVC-Hersteller, kommentierte im Oktober die bevorstehende Überprüfung:
„Wir begrüßen die Überprüfung der EPA, die weiter sicherstellen wird, dass die Produktion von Vinylchlorid- und PVC-Produkten sicher ist. Hersteller von Vinylchlorid halten sich an einige der strengsten Sicherheits- und Umweltvorschriften in der chemischen Industrie“.
Untersuchungen in Europa zeigen Risiken auf
Die Europäische Chemikalienagentur ECHA analysierte auf Weisung der Europäischen Kommission Informationen über die potenziellen Risiken von PVC-Additiven und PVC für die menschliche Gesundheit und die Umwelt. Die Untersuchung konzentrierte sich auf 63 PVC-Additive, darunter Weichmacher, Hitzestabilisatoren und Flammschutzmittel.
Das Ergebnis: Einige Stoffe, die dem Kunststoff Polyvinylchlorid (PVC) zugesetzt werden, wie etwa Weichmacher, würden Risiken für Mensch und Umwelt bergen. Die wichtigsten Ergebnisse deuten darauf hin, dass Regulierungsmaßnahmen erforderlich seien.
Laut ECHA können die von PVC-Harz ausgehenden Risiken für Arbeitnehmer und die Umwelt mit den aktuellen Betriebsbedingungen und den Sicherheitsmaßnahmen der Unternehmen allerdings als ausreichend beherrscht gelten. Risiken identifiziert die ECHA für einzelne PVC-Zusatzstoffe und bei der Freisetzung von Mikropartikeln. Die Europäische Chemikalien Agentur (ECHA) hat aktuell einen „Investigation report on PVC and PVC additives“ veröffentlicht. Die Ergebnisse der ECHA wurden an die Europäische Kommission weitergeleitet. Die Kommission entscheidet, ob Vorschläge für REACH-Beschränkungen ausgearbeitet werden sollen.
Laut VinylPlus, der deutschen Interessenvertretung der PVC-Hersteller, ist PVC als „wenig besorgniserregendes Polymer“ anerkannt. PVC ist beispielsweise das einzige Material, das für Blutbeutel zugelassen ist.