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Das Innenleben des OSOD H2 Generators. Beim blauen Quader handelt es sich um die Kernentwicklung: ein Gasofen mit vier Rohrreaktoren, in denen der Chemical-Looping-Prozess zur Wasserstoffproduktion abläuft. © RGH2

TU Graz: Neues System für flächendeckende Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff

Kategorien: | |
Autor: Redaktion

Datum: 26. Mai. 2020

Die Arbeitsgruppe Brennstoffzellen und Wasserstoffsysteme am Institut für Chemische Verfahrenstechnik und Umwelttechnik der TU Graz hat nach Möglichkeiten gesucht, die Wasserstoffproduktion attraktiver zu machen. Im Rahmen des Forschungsprojektes HyStORM (Hydrogen Storage via Oxidation and Reduction of Metals) entwickelte das Team rund um Arbeitsgruppenleiter Viktor Hacker eine sogenannte „Chemical-Looping Hydrogen-Methode“. Dabei handelt es sich um ein neues nachhaltiges Verfahren zur dezentralen und klimaneutralen Wasserstofferzeugung. Dieser mehrfach ausgezeichnete Forschungserfolg mündete in einem kompakten und platzsparenden On-Site-On-Demand-System (OSOD) für Tankstellen und Energieanlagen. Dieses entwickelt und vertreibt das Grazer Start-Up Rouge H2 Engineering. Dieses System soll zukünftig ein wichtiger Puzzlestein auf dem Weg zur flächendeckenden Verfügbarkeit von nachhaltigem Wasserstoff werden.

Funktionsweise des OSOD-Systems

OSOD ist ein Wasserstoffgenerator mit integrierter Speichervorrichtung in einem System. Die Wasserstofferzeugung erfolgt durch die Umwandlung von Biogas, Biomasse oder Erdgas zu einem Synthesegas. Die darin enthaltene Energie speichert dann eine Redox-Verfahren (Reduktions-Oxidations-Verfahrens) in einem Metalloxid. Diese kann vollkommen verlustfrei gelagert und gefahrlos transportiert werden. Die anschließende bedarfsorientierte Produktion des Wasserstoffs erfolgt durch die Zufuhr von Wasser in das System. Das eisenbasierte Material wird mit Dampf beschickt und hochreiner Wasserstoff wird frei.

Flexible Skalierbarkeit

Dieser Prozess macht das System auch für kleinere Anwendungen interessant, wie TU Graz-Wasserstoff-Forscher Sebastian Bock erklärt: „Derzeitige konventionelle Verfahren zur Wasserstofferzeugung aus Biogas oder vergaster Biomasse benötigen aufwendige und kostenintensive Gasreinigungsverfahren wie beispielsweise die Druckwechsel-Adsorption – ein Trennverfahren, bei dem der Wasserstoff in mehreren Schritten aus dem Gasgemisch isoliert wird. Das funktioniert in großem Maßstab sehr gut, ist aber schlecht auf kleinere, dezentrale Anlagen skalierbar. Unser Verfahren erzeugt durch den Redox-Zyklus auf Wasserdampfbasis aber ohnehin nur hochreinen Wasserstoff – es ist also gar kein Gasreinigungsschritt mehr notwendig.“

Deshalb ist das OSOD-System beliebig skalierbar. Es eignet sich insbesondere für dezentrale Anwendungen mit geringen Einspeisungsraten in Labors. Zudem ist es geeignet für kleinere industrielle Systeme, aber auch für größere Einheiten wie Wasserstofftankstellen oder Biogasanlagen zur Wasserstofferzeugung.

Bedarfsorientierte Flexibilität

Neben der Bereitstellung hochreinen Wasserstoffs verweist Gernot Voitic, Lead Project Manager R&D bei Rouge H2 Engineering, außerdem auf einen weiteren Vorteil der neuen Technologie: „Das OSOD-System kann bei geringer Nachfrage in den Standby-Modus wechseln und die Wasserstoffproduktion jederzeit bei Bedarf wieder aufnehmen. Diese bedarfsorientierte Freisetzung und der integrierte Speicher sind der USP des OSOD H2 Generators, der sich dadurch von anderen ähnlichen Produkten abhebt.“

Rouge H2 Engineering und die TU Graz-Forschenden fokussieren sich bereits auf den nächsten Schritt: Derzeit wird das System im industriellen Maßstab noch mit Erdgas betrieben. Die Gruppe möchte es nun auch für Biogas, Biomasse und andere regional verfügbare Rohstoffe nutzbar machen. Biogasanlagen beispielsweise könnten damit zukünftig noch konkurrenzfähiger werden. Statt Strom könnte es zusätzlich auch grünen Wasserstoff produzieren. Dieser wird wiederum für nachhaltige Mobilitätskonzepte genutzt.

Das Forschungsprojekt HyStORM ist an der TU Graz im Field of Expertise „Mobility & Production“ verankert. Es ist einer von fünf strategischen Forschungsschwerpunkten der Universität.

(Quelle: Technische Universität Graz)