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Prof. Dr. Michael Grömling, Leiter des Clusters Makroökonomie und Konjunktur, IW Köln
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Prof. Dr. Michael Grömling, IW Köln

IW-Umfrage: Sinkflug setzt sich fort

Kategorien: | |
Autor: PERIMETRIK® Bonn/Darmstadt

Datum: 27. Dez. 2023

27. Dezember 2023 | Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) führt zu jedem Jahreswechsel eine Umfrage unter deutschen Branchenverbänden durch. Erhoben werden Aussagen zur aktuelle Geschäftslage und Prognosen für das neue Jahr.

Als Kernaussage der Umfrage lässt sich zusammenfassen: Die aktuelle Lage wird von den befragten Verbänden mehrheitlich schlechter bewertet als zum Jahreswechsel 2022/2023.

Prof. Dr. Michael Grömling, Autor der Studie, verweist darauf, dass bereits vor einem Jahr eine bedrückte Stimmung in der deutschen Wirtschaft herrschte. Bereits vor einem Jahr hatten Unternehmen mit hohen Energie- und Rohstoffpreisen sowie einer hohen Teuerung zu kämpfen. Dieses Jahr sind die Ergebnisse noch dunkler. Zwei Drittel der teilnehmenden Verbände bewerten die aktuelle Lage schlechter als im Vorjahr.

Lediglich 12% stellten eine Verbesserung fest. Die positiven Meldungen kamen vor allem aus dem Dienstleistungssektor, insbesondere die Bereiche Tourismus, Messewesen, Versicherungen und Handwerk. Hier handelt es sich um Branchen, die in den Vorjahren sehr stark unter den Corona-Einschränkungen gelitten haben. Im Handwerk wirkten die rückläufigen Energiekosten und die in den Vorjahren aufgebauten hohen Auftragsbestände stabilisierend.

 

Planungsunsicherheit lähmt die Wirtschaft

Geopolitische Verwerfungen und hohen Inflationsraten bremsten die globale Nachfrage. Dazu kamen Kostenschocks und Inflation. Import-, Erzeuger- und Verbraucherpreise stiegen in einer historischen Größenordnung an. Die geldpolitische Straffung mit stark gestiegenen Zinsen verteuerte zudem die Kreditaufnahme und bremste die gesamtwirtschaftliche Nachfrage.

“Generell kommt die deutsche Wirtschaft in globalen Konjunkturschwächen aufgrund ihrer hohen Weltmarktorientierung stärker unter Druck als eher binnenwirtschaftlich orientierte Volkswirtschaften. Entsprechend setzte sich der im zweiten Halbjahr 2022 begonnene Rückgang beim deutschen Außenhandel im gesamten Jahr 2023 ungebremst fort.” erklärt Grömling.

IW-Direktor Michael Hüther befürchtet eine Zunahme der Deindustrialisierung und eine zunehmende Ausrichtung ins Ausland.

„Die deutsche Wirtschaft leidet flächendeckend unter der Unfähigkeit, langfristige Planungen vorzunehmen. Die Ampel verspricht viel, hält aber wenig. Das Desaster im Haushalt verdeutlicht die gravierende Lage.“

Um den Unternehmen eine Perspektive für Investitionen am Standort Deutschland zu bieten, schlägt er eine Reform der Schuldenbremse vor.

 

IW Report

                                               Quelle: Grömling, Michael (2023). Ergebnisse der IW-Verbandsumfrage für 2024. IW-Report

 

Besonders betroffen: Energieintensive Industrien

Dienstleistungssektor und Verarbeitendes Gewerbe, die zusammen fast 90 Prozent der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung ausmachen, stagnieren. Bauwirtschaft und Wohnungsbau sind aufgrund gestiegener Finanzierungskosten und nachlassender Baunachfrage betroffen.

Energieintensive Industrien wie die Chemie- und Papierindustrie erleiden starke Rückgänge, teilweise bedingt durch den russischen Krieg in der Ukraine und Energieschocks. Gießereien, die keramische Industrie, die Lederindustrie und Unternehmen der Kunststoffverarbeitung rechnen mit weiteren Verschlechterungen, und zwar erheblichen Ausmaßes.

Zusätzlich dazu zeigt sich, dass die langanhaltende Stabilität am deutschen Arbeitsmarkt im Jahr 2024 nicht mehr erkennbar ist. Knapp 90% der befragten Wirtschaftsverbände erwarten hier eine Stagnation oder einen Rückgang. Infolge der multiplen Krisenbelastungen und unsicheren konjunkturellen Rahmenbedingungen prognostiziert Grömling eine Trendwende hin zu weniger Beschäftigung und leicht ansteigender Arbeitslosigkeit.

Die Originalstudie:
Grömling, Michael (2023). Ergebnisse der IW-Verbandsumfrage für 2024. Keine Erholung in Sichtweite. IW-Report, Nr. 66, Köln.

Die Studie kann kostenfrei auf der Webseite des IW Köln heruntergeladen werden:
iwkoeln.de/studien/michael-groemling-keine-erholung-in-sichtweite.html

 

(Quelle: IW/2023)