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IW-Ökonom Jürgen Matthes
Foto: Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V. (IW)

Deutschlands Importabhängigkeit von China im Fahrzeugbau

Kategorien: |
Autor: Charlotte Lange

Datum: 03. Jul. 2023

Im Jahr 2022 stiegen die deutschen Ausfuhren nach China nur um gut 3 Prozent, die Einfuhren dagegen um 34 Prozent. Jürgen Matthes, Leiter des Clusters Globale und regionale Märkte beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V. (IW), erläutert die ungewöhnliche Entwicklung des deutschen Außenhandels mit China.

Auf der Einfuhrseite seien zwar einige Sondereffekte wie ein sehr starker, aber nur temporärer Anstieg in einer Untergruppe der Chemischen Erzeugnisse zu beachten. Auch Preissteigerungen hätten eine Auswirkung auf die Außenhandelsstatistik gehabt. Jedoch sollten diese Sondereffekte nicht überbewertet werden, denn unter dem Strich zeigt sich bei den deutschen Einfuhren aus China ein deutlicher Anstieg.

Vor allem Produktgruppen der Elektroindustrie trugen zum verstärkten Import aus China bei. Gleichwohl zeigte sich ein deutlicher Anstiege in der Breite. Das heißt, dass der Zuwachs der chinesischen Exporte nach Deutschland in fast allen Warengruppen festzustellen war. Bedenklich sei, dass bei einzelnen Produktgruppen ohnehin schon sehr hohe Abhängigkeiten noch weiter zugenommen haben. Hier scheint eine spürbare Diversifizierung bzw. Risikostreuung in Deutschland noch nicht stattgefunden zu haben.

Schlechter Stand im EU-Vergleich2023

Die für das aktuelle Jahr 2023 vorliegenden Außenhandelsdaten decken die Monate Januar bis März ab. Diesen ist ein Rückgang der gesamten deutschen Ausfuhren nach China von 12 Prozent zu entnehmen. Andere EU-Staaten konnten offensichtlich besser von der leichten wirtschaftlichen Erholung Chinas zum Jahresanfang profitieren als Deutschland.

Die noch größeren Exporteinbrüche Österreichs und Irlands werden dadurch abgefedert, dass den beiden Ländern – im Gegensatz zu Deutschland – im Jahr 2022 eine positive Entwicklung gelungen war.

Prägende Umwälzungen im Fahrzeugsektor

Matthes stellt eine „bemerkenswerte“ Entwicklung des deutschen Außenhandels mit China bei Fahrzeugen fest: Der deutsche Fahrzeugbau insgesamt trägt mit über 80 Prozent zum Ausfuhrrückgang im ersten Quartal 2023 bei. Einen großen Anteil daran haben die deutschen Ausfuhren von Kraftwagen und -teilen nach China, weitere relevante Hebel sind in den Untergruppen der Kraftfahrzeuge und Sonstigen Fahrzeuge (vor allem bei Schiffen und Luft- und Raumfahrzeugen) zu finden.

Die Einfuhren aus China in der Produktgruppe Kraftwagen und -teile im ersten Quartal 2023 nahmen gegenüber dem Vorjahresquartal um knapp 340 Prozent zu. Allerdings machten die Einfuhren in diesen Produktgruppen im ersten Quartal 2022 nur rund 0,6 Prozent der gesamten Einfuhren aus China aus. Im ersten Quartal 2023 liegt dieser Anteil nun bei 2,9 Prozent.

Die deutsche Ausfuhr von Kraftwagen und -motoren nach China sank hingegen im ersten Quartal 2023 um hohe 26 Prozent im Vorjahresquartalsvergleich.

„Bei aller interpretativen Vorsicht könnte dies aufgrund von Chinas starkem Aufholen gerade bei Elektrofahrzeugen der Anfang eines längerfristigen Umbruchs sein.“

Matthes weist darauf hin, dass Handelsdaten für lediglich ein Quartal schwer zu interpretieren sind. Neben den erwähnten Umbrüchen im Fahrzeugbau könnte auch eine wachsende Präsenz deutscher Firmen in China zu der Entwicklung beigetragen haben, da die Unternehmen damit den chinesischen Markt stärker durch Produktion vor Ort als durch Exporte aus Deutschland bedienen würden.

Sollten die deutschen Ausfuhrzahlen nach China jedoch tatsächlich Ausdruck dieser strukturellen und anhaltenden Trends sein, zeigen sich die Exportperspektiven der deutschen Wirtschaft nach China in einem trüben Licht.