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Endenergieverbrauch in Deutschland 2050, aufgeteilt in Strom- und Nicht-Stromverbrauch im Technologiemix-Szenario bei einem 95 %-Treibhausgas-Minderungsziel. Quelle: Eigene Berechnung basierend auf dena (2018)

Wasserstoff: Technologieneutrale Förderung ermöglicht Markthochlauf

Kategorien: | |
Autor: Redaktion

Datum: 20. Mai. 2020

Im Zuge der deutschen Energiewende und der damit einhergehenden Dekarbonisierung von Endenergieverbrauchssektoren werden gasförmige Energieträger in Zukunft eine bedeutende Rolle spielen. Kurz- bis mittelfristig können erdgasbasierte Anwendungen einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen leisten. Bspw. durch Verdrängung der Kohle im Stromsektor oder des Erdöls im Wärmesektor. Mittel- bis langfristig birgt CO2-neutraler Wasserstoff das größte Potenzial: Er ist durch seine vielfältigen Erzeugungs-, Transport-, Speicher- und Anwendungsoptionen ein einzigartiger Energieträger zur sektorübergreifenden Dekarbonisierung.

Diversität, Flexibilität, Skalierbarkeit & Kosteneffizienz

Kurz- bis mittelfristig hemmen insbesondere der stockende Ausbau der erneuerbaren Energien und das „Henne-Ei-Problem“ den Aufbau einer rein grünen Wasserstoffwirtschaft. Für potenzielle Produzenten gibt es derzeit wenig Anreize, in Erzeugungstechnologien zu investieren. Denn die Nachfrage nach CO2-neutralem Wasserstoff  ist noch sehr gering. Gleichzeitig fehlen Nachfragern Angebotsdiversität und die Sicherheit, dass ausreichende Mengen an Wasserstoff zu bezahlbaren Preisen bereitgestellt werden.

Auch für den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur fehlen Anreize für Investitionen. Eine technologieoffene Förderung aller Erzeugungstechnologien kann daher einen zügigeren Markthochlauf von Wasserstoff auf Angebots-, Nachfrage- und Infrastrukturseite unterstützen. Sie stellt Diversität, Flexibilität, Skalierbarkeit und Kosteneffizienz sicher.

Langfristig bleiben Importe CO2-neutraler Energieträger von zentraler Bedeutung

Auch langfristig wird Deutschland auf den Import von Energieträgern angewiesen sein. Dies zeigte die dena-Leitstudie. Die Abbildung oben veranschaulicht diesen Zusammenhang. Und sie zeigt, dass der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft im Technologiemix-Szenario der Studie (95 % Dekarbonisierung bis 2050) vor allem auf Importen synthetischer Energieträger beruht. Aufgrund von Effizienzverlusten ist für die Erzeugung dieser Energie eine erhebliche Menge an erneuerbar produziertem Strom im Ausland notwendig. Allerdings nur sofern die synthetischen Kraftstoffe aus rein erneuerbaren Quellen stammen. Alternativ könnte daher auch langfristig der Import bzw. die Erzeugung von blauem oder türkisem Wasserstoff eine kostengünstige Versorgung sicherstellen.

Für die Initiierung und die langfristige Etablierung eines Wasserstoffmarktes bestehen vielfältige und komplexe Herausforderungen. Technologieoffene Ansätze stellen in diesem Kontext eine wichtige Voraussetzung für das Abbauen von Markteintrittsbarrieren dar. Zudem sichern sie Flexibilität in der Erzeugung und Bereitstellung von Wasserstoff. Insbesondere in der kurzen und mittleren Frist kann so der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft gefördert werden, ohne zeitgleich den Ausbau der erneuerbaren Energien zu überfordern. Eine Fokussierung der Nationalen Wasserstoffstrategie auf rein elektrolysebasierten (grünen) Wasserstoff könnte ein Hemmnis für sektorübergreifende Dekarbonisierung bedeuten und den Infrastrukturausbau zeitlich verzögern. Zugleich ist es von zentraler Bedeutung, die Kapazitäten an erneuerbaren Energien stetig auszubauen, um langfristig zumindest einen Teil des wachsenden Bedarfs an Wasserstoff durch inländische grüne Erzeugung decken zu können.
(Quelle: Energiewirtschaftliches Institut an der Universität zu Köln gGmbH)