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Thyssenkrupp: Umsatzentwicklung stabil, operatives Ergebnis unter Vorjahr

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Autor: Redaktion

Datum: 17. Feb. 2020

„Die aktuellen Zahlen können nicht begeistern. Aber wir sind überzeugt davon, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Elevator-Transaktion steht vor der Entscheidung, die Verhandlungen mit der Mitbestimmung zur Stahl-Strategie kommen voran, und wir verbessern unsere Performance. Unser Fazit: Die Richtung stimmt“, so Vorstandsvorsitzende Martina Merz.
Entwicklung in den Geschäften im 1. Quartal 2019/2020
In einem insgesamt schwierigen Marktumfeld in der Automobilindustrie – geprägt durch die anhaltende Absatzschwäche im weltgrößten Markt China – konnte die Business Area Automotive Technology1 Auftragseingang und Umsatz um 5 bzw. 11 % gegenüber dem Vorjahresquartal verbessern. Die Steigerungen resultierten vorwiegend aus dem Serienanlauf neuer Werke und Projekte, insbesondere bei den Lenkungen, aber auch bei Dämpfersystemen und Nockenwellenmodulen. Im Ergebnis wurde diese erfreuliche Entwicklung durch negative Ergebnisbeiträge der beiden Geschäfte auf dem Prüfstand – System Engineering und Federn und Stabilisatoren – gedrückt. Bei System Engineering wurden bereits Maßnahmen zu Kapazitätsanpassungen und Kostenmaßnahmen angestoßen. Das Bereinigte EBIT lag in der Summe mit € 21 Mio. über dem Vorjahr (€ 13 Mio.).
Bei Industrial Components profitierten die Großwälzlager insbesondere von der guten Auftragslage im Bereich Windenergie. Beim Schmiedegeschäft hingegen, bei dem bereits Kostensenkungsmaßnahmen eingeleitet wurden, wirkten geringere Volumina bei den Komponenten für Lkw und Baumaschinen ergebnisbelastend. Insgesamt verringerten sich Auftragseingang und Umsatz um 13 bzw. 5 %. Das Bereinigte EBIT konnte mit 44 Mio € auf Vorjahresniveau gehalten werden.
Im Aufzugsgeschäft Elevator Technology verbuchte thyssenkrupp im abgelaufenen Quartal Aufträge im Wert von € 2,2 Mrd. – ein neuer Höchstwert. Dazu trug insbesondere das Neuanlagen- und Modernisierungsgeschäft in den USA bei. Auch der Umsatz stieg, vor allem in Nord- und Südamerika und Asien-Pazifik (insbesondere in China), gegenüber dem Vorjahr um 6 %. Das Bereinigte EBIT wies in allen Regionen eine positive Entwicklung auf und verbesserte sich um 12 % auf € 228 Mio. Zudem verbesserte sich die Marge, nicht zuletzt durch die Umsetzung des Performanceprogramms, um 0,5 %-Punkte auf 11,1 %.
Plant Technology konnte seinen Umsatz um 23 % steigern. Dazu trug insbesondere der Chemieanlagenbau bei. Der Auftragseingang lag 15 % unter dem Wert des Vorjahresquartals, da im Vergleichszeitraum ein Großauftrag im Mining-Geschäft verbucht wurde. Der Chemie- und Zementanlagenbau entwickelte sich stabil bis positiv. Das Bereinigte EBIT weist immer noch einen negativen Wert auf, hat sich aber durch die leichte Erholung im Chemie- und Zementanlagenbau sowie durch einen Ertrag aus einer Gebäudeveräußerung und durch positive Effekte aus der Umsetzung des Transformationsprogramms gegenüber dem Vorjahr (€ -30 Mio.) auf € -18 Mio. deutlich verbessert.
Marine Systems konnte den Auftragseingang auf dem Niveau des Vorjahresquartals halten. Der Umsatz stieg um 28 % auf € 381 Mio. Positiv wirkten hier insbesondere Umsätze aus dem Großauftrag über vier Fregatten aus Nordafrika. Operativ blieb das Marinegeschäft mit einer schwarzen Null stabil.
Das schwache Marktumfeld und erneute Preisrückgänge bekam die Business Area Materials Services zu spüren. Auftragseingang und Umsatz entwickelten sich mit Rückgängen um 9 bzw. 10 % deutlich negativ. Sinkende Marktpreise sowie eine sehr schwache Nachfrage, vor allem im lagerhaltenden Handel sowie in den automobilnahen Servicecentern in Europa und Amerika, belasteten das Geschäft und führten zu erheblich negativen Effekten. Entsprechend blieb auch das Bereinigte EBIT mit € 11 Mio. erwartungsgemäß deutlich unter dem Vorjahr (€ 22 Mio.).
Auch die Geschäftsentwicklung von Steel Europe war durch die strukturell äußerst herausfordernde Lage im Stahlumfeld gekennzeichnet. Die insgesamt nachlassende Marktdynamik macht sich deutlich bemerkbar, insbesondere auch aufgrund der spürbar gesunkenen Nachfrage aus der Automobilindustrie. Auftragseingang und Umsatz lagen mit 10 bzw. 13 % unter Vorjahr. Das Bereinigte EBIT rutschte durch die rückläufigen Versandmengen und den anhaltenden Kostendruck – weiterhin auch ausgelöst durch höhere Rohstoffkosten (insbesondere Eisenerz) – mit € -164 Mio. in die Verlustzone (Vorjahr: € 38 Mio.).
Mit der Reduktion der Verwaltungskosten in der Zentrale und in der Regionalorganisation kommt Thyssenkrupp planmäßig voran. Das Bereinigte EBIT blieb mit € -66 Mio. nahezu stabil.
Konzernkennzahlen des 1. Quartals 2019/2020
Unter dem Strich weist Thyssenkrupp im 1. Quartal 2019/2020 einen Periodenfehlbetrag von € -364 Mio. (Vorjahr € 68 Mio.) aus. Gründe sind neben der operativen Entwicklung Restrukturierungsaufwendungen im Zuge der Umsetzung von „newtk“, erhöhte Zinsaufwendungen für Finanzschulden und Einmalaufwendungen im Zusammenhang mit der Elevator-Transaktion. Nach Abzug der Minderheitenanteile lag der Nettoverlust im 1. Quartal 2019/2020 bei € -372 Mio. (Vorjahr € 60 Mio.); das Ergebnis je Aktie betrug € -0,60 (Vorjahr € 0,10). Trotz operativer Verbesserungen in einigen Geschäften war der Free Cashflow vor M&A mit € -2,5 Mrd. erwartungsgemäß weiterhin deutlich negativ und lag auf Vorjahresniveau. Gründe hierfür waren insbesondere die Zahlung des Bußgeldes im Kartellverfahren bei Grobblech in Höhe der gebildeten Rückstellungen von € 370 Mio. und die erhöhte Mittelbindung bei den Werkstoffgeschäften. Durch den negativen Free Cashflow vor M&A sowie durch eine Neu-Bilanzierung von Leasingverpflichtungen nach IFRS 16 in Höhe von € 1 Mrd. stiegen die Netto-Finanzschulden des Konzerns auf € 7,1 Mrd. (Stand 30. September 2019: € 3,7 Mrd.). Unter der Berücksichtigung der freien Liquidität von € 5,1 Mrd. sowie der ausgewogenen Fälligkeitsstruktur ist Thyssenkrupp weiterhin solide finanziert. Das Eigenkapital hat sich durch den Periodenfehlbetrag gegenüber dem 30. September 2019 um € 286 Mio. auf € 1,9 Mrd. verringert.
Prognose 2019/2020
Unter Berücksichtigung der weiterhin begrenzten Sichtweite und eingeschränkt verlässlichen Planbarkeit behält Thyssenkrupp die Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2019/2020 bei. Vor dem Hintergrund der Fortschritte bei den Industriegütergeschäften, einer insgesamt schwächeren Ergebnisentwicklung der Werkstoffgeschäfte und bereits eingeleiteten intensivierten Restrukturierungen rechnet der Vorstand mit einem Bereinigten EBIT auf Vorjahresniveau (Vorjahr € 802 Mio.). Der Free Cashflow vor M&A wird unter Vorjahresniveau (Vorjahr € -1.140 Mio.) erwartet. Die Aufwendungen für die Intensivierung der Restrukturierungen (Sondereffekte in Höhe eines mittleren dreistelligen Millionen-€-Betrags) werden unter dem Strich voraussichtlich zu einem deutlich höheren Jahresfehlbetrag als im Vorjahr (€ -260 Mio.) führen.
(Quelle: thyssenkrupp AG)

1 Im Zuge der strategischen Neuausrichtung „newtk“ wurde Components Technology in Automotive Technology umbenannt und konzentriert sich seit dem 1. Oktober 2019 auf das Automobilgeschäft. Neu hinzu kam System Engineering, das u.a. Produktionsstraßen für die Automobilindustrie entwickelt und bis zum 30. September 2019 zu Industrial Solutions gehörte. Die Großwälzlager und das Schmiedegeschäft wurden aus Components Technology herausgelöst. Die Berichterstattung der beiden Einheiten erfolgt nun unter dem Namen Industrial Components. Industrial Solutions wurde in Plant Technology umbenannt; darin befinden sich die Geschäfte mit Chemie-Anlagen, Zement-Anlagen sowie Anlagen und Ausrüstung für Mining.