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thyssenkrupp im 3. Quartal 2023/2024

thyssenkrupp veröffentlicht seine Geschäftszahlen für das 3. Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2023/2024. Trotz der negativen Entwicklung will das Unternehmen seine Transformation in einem herausfordernden Umfeld fortsetzen.

von | 15.08.24

thyssenkrupp CFO Dr. Jens Schulte (Quelle: thyssenkrupp)
thyssenkrupp CFO Dr. Jens Schulte (Quelle: thyssenkrupp)

thyssenkrupp hat im 3. Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2023/2024 eine im Vergleich zum Vorjahr schwächere Geschäftsentwicklung verzeichnet. Die geringere Dynamik in wichtigen Kundenindustrien wie der Automobilindustrie, dem Maschinen- und Anlagenbau und der Bauwirtschaft haben thyssenkrupp belastet. Hinzu kamen die weiterhin hohen Energiekosten.

So verbuchte der Konzern von April bis Juni einen Auftragseingang von 8,4 Milliarden Euro (Vorjahr: 9,4 Milliarden Euro). Der Umsatz belief sich auf 9,0 Milliarden Euro (Vorjahr: 9,6 Milliarden Euro). Das Bereinigte EBIT lag bei 149 Millionen Euro (Vorjahr: 243 Millionen Euro). Automotive Technology, Materials Services und Marine Systems konnten ihren Ergebnisbeitrag im Vergleich zum Vorjahr verbessern. Im von schwacher Konjunktur und strukturellen Herausforderungen geprägten Stahlgeschäft hat sich das Bereinigte EBIT nachfrage- und preisbedingt nahezu halbiert. Im Segment Decarbon Technologies verbuchte thyssenkrupp Einmaleffekte im Anlagenbau bei Polysius (Zementbereich), die insbesondere auf Mehrkosten für einzelne Altprojekte von rund 80 Millionen Euro zurückzuführen sind. Positive Effekte aus dem Effizienzsteigerungsprogramm APEX haben in allen Segmenten das Ergebnis gestützt. Vor dem Hintergrund bestätigt thyssenkrupp seine bereits im Juli 2024 angepasste Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2023/2024.

„Stark gegenläufige Marktentwicklungen und Einmaleffekte überlagern im dritten Quartal die Fortschritte bei der Transformation von thyssenkrupp. In einem herausfordernden Umfeld haben sich unsere Geschäfte gut behauptet und Erfolge mit unserem Programm zur Leistungssteigerung verzeichnet. Mit dem Closing der 20-prozentigen Beteiligung von EP Corporate Group sind wir außerdem auf dem Weg zur eigenständigen Aufstellung des Stahlgeschäfts einen großen Schritt vorangekommen“, sagte Finanzvorstand Jens Schulte, der im Vorstand der thyssenkrupp AG zum 1. Juli 2024 die Verantwortung für das konzernweite Effizienzprogramm APEX übernommen hat. „Angesichts der sich weiter abschwächenden Märkte entwickeln wir APEX mit aller Kraft weiter. Um sich bestmöglich auf die sich wandelnden Märkte auszurichten, gehen unsere Geschäfte – wo nötig – auch Restrukturierungen konsequent an: Das gilt nicht nur für den Stahlbereich, sondern auch für einzelne Geschäftsbereiche der anderen Segmente. Ziel dieser Maßnahmen ist es, den Konzern und seine Segmente nachhaltig profitabler und resilienter aufzustellen.“

Geschäftsentwicklung in den Segmenten im 3. Quartal 2023/2024

Bei Automotive Technology lagen sowohl Auftragseingang mit 1,9 Milliarden Euro (Vorjahr: 2,1 Milliarden Euro) als auch Umsatz mit 1,9 Milliarden Euro (Vorjahr: 2,0 Milliarden Euro) unter Vorjahr. Das Bereinigte EBIT des Segments verbesserte sich auf 78 Millionen Euro (Vorjahr: 44 Millionen Euro). Bei rückläufigen Absatzzahlen im Baumaschinengeschäft, Anlagenbau und Teilen des automobilen Seriengeschäfts wirkten Entlastungen bei Material- und Transportkosten sowie positive Einmaleffekte (i. W. aus der Teilauflösung einer Rückstellung für Qualitätskosten) positiv auf das Ergebnis. Auch die unter APEX gebündelten Maßnahmen und die Verhandlungen neuer Preiskonditionen hatten einen positiven Effekt.

Auch seine strategische Entwicklung treibt Automotive Technology voran: Für Automotive Body Solutions prüft thyssenkrupp eine Neuausrichtung, die – neben eingeleiteten Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und Prozessoptimierung – eine Reduzierung von bis zu 400 Stellen in Deutschland vorsieht. Parallel sollen die Kapazitäten an anderen Standorten außerhalb von Deutschland erhöht werden. Die Umsetzung ist schrittweise bis zum Ende des Geschäftsjahres 2024/2025 geplant. Für die Geschäftseinheit Springs & Stabilizers führt thyssenkrupp weiterhin Gespräche mit potenziellen Kaufinteressenten. Der Verkaufsprozess für Automation Engineering wurde dagegen vorerst beendet. Für die Geschäftseinheit Powertrain am Standort Bremen prüft thyssenkrupp nun verschiedene Optionen bis hin zu tiefergehenden strukturellen Maßnahmen. Eine Entscheidung soll bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres erfolgen.

Decarbon Technologies verzeichnete im 3. Quartal des Geschäftsjahres 2023/2024 einen Auftragseingang von insgesamt 0,8 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,1 Milliarden Euro). Steigerungen erzielte thyssenkrupp nucera, Rothe Erde erreichte annähernd das Vorjahresniveau. Kundenseitige Projektverschiebungen führten dazu, dass der übrige Anlagenbau (Polysius und Uhde) im Auftragseingang unter der starken Vergleichsbasis des Vorjahres lag. Beim Umsatz hat das Segment aufgrund einiger Großprojekte im Anlagenbau und bei thyssenkrupp nucera eine Steigerung um 10 Prozent auf 945 Millionen Euro erzielt. Rothe Erde lag aufgrund einer verlangsamten Nachfrage im chinesischen Windmarkt leicht unter dem Vorjahresniveau. Beim Bereinigten EBIT verzeichnete das Segment einen Wert von -59 Millionen Euro (Vorjahr: -16 Millionen Euro). Grund für die negative Entwicklung waren im wesentlichen Einmaleffekte im Anlagenbau bei Polysius (Zementbereich), die insbesondere auf Mehrkosten für einzelne Altprojekte von rund 80 Millionen Euro zurückzuführen sind. Durch Effizienzsteigerungsmaßnahmen und Einkaufsoptimierungen im Rahmen von APEX konnte das Segment sein Ergebnis stützen.

Im Segment Materials Services lagen der Auftragseingang bei 3,1 Milliarden Euro (Vorjahr: 3,3 Milliarden Euro) und der Umsatz bei 3,2 Milliarden Euro (Vorjahr: 3,3 Milliarden Euro). Ursächlich dafür waren hauptsächlich niedrigere Preise – insbesondere im Walzstahlbereich. Das Segment konnte das Bereinigte EBIT auf 58 Millionen Euro steigern (Vorjahr: 50 Millionen Euro). Zu dieser Entwicklung haben insbesondere das internationale Supply-Chain- und Streckengeschäft sowie die nordamerikanischen Distributions­einheiten und die Service-Center beigetragen. Die unter APEX gebündelten Effizienzmaßnahmen wie die Neuverhandlung von Verträgen, die Reduzierung von Frachtkosten sowie die weitere Standortkonsolidierung wirkten sich positiv auf das Ergebnis aus.

Steel Europe bewegt sich wie die gesamte Stahlindustrie in einem sehr herausfordernden Umfeld, das von der schwachen Konjunktur und strukturellen Veränderungen wie hohen Energiekosten und einem steigenden Importdruck geprägt ist: Der Auftragseingang lag bei 2,7 Milliarden Euro (Vorjahr: 3,2 Milliarden Euro), der Umsatz bei 2,8 Milliarden Euro (Vorjahr: 3,3 Milliarden Euro). Hierzu trugen sowohl stark rückläufige Preise als auch Mengenrückgänge – insbesondere im Automobilbereich – bei. Das Bereinigte EBIT des Segments lag bei 100 Millionen Euro und hat sich gegenüber dem Vorjahr (190 Millionen Euro) nahezu halbiert. Das Ergebnis wurde durch die nachhaltigen Restrukturierungs- und Performancemaßnahmen der Strategie 20-30 sowie umfangreiche APEX-Maßnahmen gestützt – beispielsweise durch Effizienzsteigerungen in Produktion, Energie und Logistik.

Auf dem Weg der Verselbstständigung von Steel Europe hatte der Segmentvorstand in der vergangenen Woche dem Aufsichtsrat von Steel Europe die Pläne zur strukturellen Neuaufstellung des Stahlgeschäfts vorgestellt. Im Kern sieht das Programm eine marktbedingte Reduzierung der Rohstahlkapazitäten in Duisburg vor. Hierfür plant thyssenkrupp Steel vorrangig den Ausstieg aus den Hüttenwerken Krupp Mannesmann. Um den Finanzierungsbedarfs für die Neuaufstellung von Steel Europe zu validieren, werden thyssenkrupp und Steel Europe gemeinsam ein Fortführungsgutachten beauftragen.

Jens Schulte, Finanzvorstand der thyssenkrupp AG: „Unser gemeinsames Ziel ist und bleibt eine eigenständige Aufstellung des Stahlbereichs, der sich wirtschaftlich trägt – und zwar aus eigener Kraft. Wir möchten Steel Europe auch mit Blick auf die grüne Transformation fit für die Zukunft machen.“

thyssenkrupp hat zudem im Juli die 20-prozentige Beteiligung des Energieunternehmens EP Corporate Group am Stahlgeschäft erfolgreich abgeschlossen. Darüber hinaus sind thyssenkrupp und EPCG in Gesprächen über den zweiten Schritt: den Erwerb weiterer 30 Prozent der Anteile am Stahlgeschäft mit dem Ziel, ein gleichberechtigtes 50/50-Joint Venture zu bilden.

Durch Aufträge im Servicegeschäft weist Marine Systems mit 141 Millionen Euro einen Auftragseingang über Vorjahr (117 Millionen Euro) aus. Aufgrund der geschäftstypischen Schwankungen im Projektgeschäft lag der Umsatz mit 438 Millionen Euro unter dem Vorjahresniveau (480 Millionen Euro). Im Ergebnis machen sich verbesserte Margeneffekte im Auftragsbestand und reduzierte Vertriebskosten positiv bemerkbar: Das Bereinigte EBIT stieg von 12 Millionen Euro auf 30 Millionen Euro im Vergleichszeitraum an. Die APEX-Maßnahmen, unter anderem in den Bereichen Material, Personal und Verwaltung, trugen positiv zum Ergebnis bei.

3. Quartal 2023/2024: Kennzahlen thyssenkrupp Konzern

Bei einem operativ positiven Ergebnis führten insbesondere Restrukturierungs-aufwendungen von insgesamt 60 Millionen Euro bei Materials Services (i.W. thyssenkrupp Schulte) und Decarbon Technologies (i.W. Polysius) dazu, dass thyssenkrupp unter dem Strich im 3. Quartal 2023/2024 einen Periodenfehlbetrag von 33 Millionen Euro ausweist (Vorjahr: Periodenüberschuss von 107 Millionen Euro). Zusätzlich wirkte sich die Entkonsolidierung der 55-prozentigen Beteiligung thyssenkrupp Industries India (Segment Decarbon Technologies) negativ aus. Die Beteiligung wurde im Mai 2024 im Rahmen der strategischen Portfoliobereinigung im Mininggeschäft verkauft. Nach Abzug der Minderheitenanteile lag das Netto-Ergebnis bei -54 Millionen Euro (Vorjahr: 83 Millionen Euro); das Ergebnis je Aktie betrug -0,09 Euro (Vorjahr: 0,13 Euro).

Das Eigenkapital blieb gegenüber dem 31. März 2024 mit 11,7 Milliarden Euro konstant, die Eigenkapitalquote liegt weiterhin bei einem komfortablen Wert von rund 39 Prozent.

Der Free Cashflow vor M&A liegt mit -256 Millionen Euro im negativen Bereich und unter dem Vorjahreswert (347 Millionen Euro). Dies war u.a. beeinflusst von erst nach dem Stichtag eingegangener Zahlungen im Zusammenhang mit dem Förderbescheid für die Direktreduktionsanlage bei Steel Europe. Zudem konnten im Vorjahresvergleich nachfragebedingt weniger Vorräte abgebaut werden. Entsprechend verringerte sich das Netto-Finanzguthaben der Gruppe per 30. Juni 2024 leicht auf 3,2 Milliarden Euro (31. März 2024: 3,5 Milliarden Euro). Mit flüssigen Mitteln und freien zugesagten Kreditlinien von insgesamt 5,9 Milliarden Euro verfügt thyssenkrupp weiterhin über eine sehr gute Liquiditätssituation.

Angepasste Prognose für das Geschäftsjahr 2023/2024 bestätigt

Vor dem Hintergrund der Ergebnisse für das 3. Quartal des laufenden Geschäftsjahres und der aktualisierten Hochrechnung für das Gesamtjahr hatte thyssenkrupp die Gesamtjahresprognose für das Geschäftsjahr 2023/2024 bereits am 25. Juli 2024 angepasst. Ausschlaggebend hierfür ist das anhaltend herausfordernde Marktumfeld, das unter anderem zu einem deutlichen Umsatzrückgang im laufenden Geschäftsjahr führt. Eine kurzfristige Marktstabilisierung im laufenden Geschäftsjahr ist derzeit nicht absehbar. Die eingeleiteten Effizienzsteigerungsmaßnahmen im Rahmen des Performanceprogramms APEX wirken den dargestellten negativen Entwicklungen des Marktes erfolgreich entgegen, können diese aber nicht vollständig kompensieren.

Beim Umsatz geht der Konzern im Gesamtjahr nunmehr von einem Rückgang zwischen 6 und 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus. Zuvor war ein Wert unter Vorjahr prognostiziert worden. Für das Bereinigte EBIT erwartet thyssenkrupp jetzt einen Rückgang auf einen Wert von mehr als 500 Millionen Euro. Zuvor ist der Konzern von einer Steigerung auf einen Wert im hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich ausgegangen. Für den Free Cashflow vor M&A wird nun ein Rückgang auf einen Wert im Bereich um -100 Millionen Euro prognostiziert. Zuvor hatte der Konzern einen Rückgang auf einen positiven Wert im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich erwartet.

Die Prognose an den Jahresüberschuss wurden ebenfalls angepasst: auf eine Verbesserung in den Bereich eines negativen Wertes im mittleren bis hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich (zuvor: Steigerung in den Bereich eines negativen Wertes im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich).

(Quelle: thyssenkrupp)

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