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Stahl in der E-Mobilität: Neue Anforderungen, neue Chancen

Die Elektromobilität transformiert die Automobilindustrie grundlegend – und mit ihr die Anforderungen an Stahlprodukte. Nach einem schwierigen Start in 2024 zieht der E-Auto-Markt 2025 deutlich an: Mit über 40.000 Neuzulassungen pro Monat kommen doppelt so viele E-Autos auf die Straße wie im Vorjahr. Der Marktanteil stieg auf 16,6 % (Januar 2024: 10,5 %). Treiber dieser Entwicklung sind die verschärften CO₂-Flottengrenzwerte der EU.

von | 18.10.25

Aerial drone after a futuristic 3D concept car. Autonomous self-driving car moving on a city highway. Visualized AI sensors scan the road ahead for vehicles and pedestrians. back view (Quelle: Adobe Stock / Дмитри Лобакин)
Aerial drone after a futuristic 3D concept car. Autonomous self-driving car moving on a city highway. Visualized AI sensors scan the road ahead for vehicles and pedestrians. back view (Quelle: Adobe Stock / Дмитри Лобакин)

Die deutsche Stahlindustrie reagiert auf diese Transformation mit neuen Produkten und Strategien. Trotz eines Produktionsplus von 5 % bleibt die Rohstahlmenge zum dritten Mal unter 40 Millionen Tonnen – ein Zeichen des strukturellen Wandels.

Die E-Mobilität verändert die Nachfrage grundlegend: Während konventionelle Fahrzeuge primär Massenstahl benötigen, erfordern Elektrofahrzeuge spezialisierte Stahlgüten und völlig neue Produktkategorien.

Stahlprodukte für E-Fahrzeuge

Batteriegehäuse und Strukturteile: Elektrofahrzeuge benötigen robuste Schutzstrukturen für schwere Batteriesysteme. Hochfeste Stähle (AHSS) müssen hier Crashsicherheit mit Gewichtsoptimierung vereinen und gleichzeitig optimale Schweißbarkeit bieten.

Karosserie und Strukturkomponenten: Ultrahochfeste Stähle (UHSS) ermöglichen dünnere Wandstärken bei verbesserter Sicherheit und reduziertem Gewicht – ein kritischer Faktor für die Reichweite von E-Fahrzeugen.

Fahrwerkskomponenten: Das höhere Gewicht und die veränderte Gewichtsverteilung von E-Fahrzeugen stellen neue Anforderungen an Federn und Dämpferteile aus hochfesten Federstählen.

Drahtprodukte: Renaissance durch E-Mobilität

Reifenverstärkung

Elektrofahrzeuge stellen durch höheres Gewicht und sofortiges Drehmoment neue Anforderungen an Reifen. Unternehmen wie ArcelorMittal und Bekaert haben ihre Stahlcord-Produkte optimiert: Moderne Stahlcorde für E-Fahrzeug-Reifen bieten höhere Zugfestigkeiten bei verbesserter Ermüdungsbeständigkeit. Auch die Bead-Wire-Technologie wurde weiterentwickelt, um erhöhten Belastungen standzuhalten.

Batterietechnologie

Batteriesysteme erfordern hochpräzise Verbindungselemente unter extremen Temperaturbedingungen. Unternehmen wie Bulten entwickeln spezialisierte Fastener-Lösungen, die mechanische Belastungen aufnehmen, elektrische Isolation gewährleisten und thermische Ausdehnungen kompensieren. Die voestalpine Wire Austria bietet EPD-zertifizierte Kaltstauchdrähte mit reduziertem CO₂-Fußabdruck und optimierter Recyclingfähigkeit.

Federungssysteme

Mubea hat spezielle Schraubenfedern für E-Fahrzeuge entwickelt, die den erhöhten Belastungen durch Batteriegewicht Rechnung tragen. Mittels Ansys-Simulationen werden Federcharakteristiken präzise auf E-Fahrzeug-Plattformen abgestimmt – mit Fokus auf mechanische Belastbarkeit und NVH-Eigenschaften (Noise, Vibration, Harshness).

Schweiß- und Verbindungstechnik

Die Montage von E-Fahrzeug-Komponenten erfordert spezialisierte Schweißdrähte. voestalpine Böhler Welding entwickelt Solid Wires und Cored Wires für die Schweißung unterschiedlicher Materialien, die Integration von Leichtbauwerkstoffen und die Gewährleistung elektrischer Isolation. Batteriegehäuse aus Stahl benötigen hochpräzise Schweißtechnologien mit definierten chemischen Zusammensetzungen.

Neue Standards und Anforderungen

Die E-Mobilität etabliert eigene Qualitätsstandards, die direkte Auswirkungen auf die Stahlproduktion haben. Drahtprodukte in E-Fahrzeugen müssen je nach Anwendung definierte elektrische Leitfähigkeiten oder Isolationseigenschaften aufweisen. Komponenten in der Nähe von Batteriesystemen benötigen erweiterte thermische Beständigkeit und müssen thermische Wechselbelastungen verkraften. Zudem werden EPD-Zertifizierungen und CO₂-Fußabdrücke zu entscheidenden Qualitätskriterien bei der Lieferantenauswahl. Eine umfassende Dokumentation der Materialherkunft und -eigenschaften wird zur Voraussetzung für die Integration in E-Fahrzeug-Produktionslinien.

Chancen der Transformation

Die E-Mobilitäts-Transformation bietet der Stahlindustrie erhebliche Chancen. Durch Produktdifferenzierung ermöglichen spezialisierte Drahtprodukte für E-Mobilitäts-Anwendungen höhere Margen und eine stärkere Kundenbindung. Unternehmen, die frühzeitig in E-Mobilitäts-Technologien investieren, können sich als Innovationsführer in neuen Segmenten etablieren und Wettbewerbsvorteile sichern. Die Unterstützung der E-Mobilitäts-Transformation stärkt zudem das Nachhaltigkeitsimage der Stahlhersteller. Da E-Mobilität ein weltweiter Trend ist, eröffnen sich neue Exportmöglichkeiten auf globalen Märkten.

Fazit

Die erfolgreiche Navigation durch diese Transformation erfordert strategische Weitsicht, technische Innovation und operative Exzellenz. Unternehmen, die frühzeitig in E-Mobilitäts-spezifische Kompetenzen investieren, werden von langfristigen Wachstumsperspektiven profitieren. Die deutsche Stahlindustrie muss ihre traditionelle Stärke in der Präzisionsfertigung mit den Innovationsanforderungen der E-Mobilität verbinden – durch intensive Kooperationen mit Automobilherstellern, konsequente Nachhaltigkeitsausrichtung und die kontinuierliche Entwicklung zukunftsfähiger Stahllösungen.

Weiterführende Informationen und Quellen

Bildquelle, falls nicht im Bild oben angegeben:

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