Juni 2024 | In seiner Rede bei der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung am 10. Juni 2024 erörterte Miguel López, Vorstandsvorsitzender der thyssenkrupp AG, die gegenwärtigen Herausforderungen und strategischen Maßnahmen des Konzerns. Er legte den Fokus auf den dringenden strukturellen Wandel im Stahlbereich und die zukunftsweisende Ausrichtung des Unternehmens.
Ein Jahr nach seinem Amtsantritt als CEO berichtete Miguel López von bedeutenden Fortschritten bei der Neuausrichtung thyssenkrupps, trotz der „stürmischen See“, in der sich das Unternehmen derzeit befindet. Die Notwendigkeit zur Transformation sei unumgänglich, insbesondere im traditionellen Stahlgeschäft, das sowohl mit internen strukturellen Herausforderungen als auch mit externem wirtschaftlichem Druck konfrontiert sei.
Dringender Bedarf für strukturelle Reformen im Stahlbereich
„Wir müssen bei thyssenkrupp wieder in ruhiges Fahrwasser kommen – zumal bei thyssenkrupp viel zu lange gewartet wurde. Damit meine ich auch den Stahlbereich. Es geht hier nicht um eine zwischenzeitliche Konjunkturflaute. Wir haben in dem Bereich handfeste strukturelle Probleme.“ so López.
Miguel López betonte die wichtigsten Schritte, die unter seiner Führung eingeleitet wurden, um die Weichen für eine nachhaltige Zukunft zu stellen. Hierzu zählen die Stärkung der Profitabilität in allen Konzerneinheiten und die Fokussierung auf die grüne Transformation.Im Stahlbereich sei jedoch eine Reduzierung der aktuellen Produktionskapazität nötig.
„Stahl in Duisburg und dem Ruhrgebiet hatte mehr als 200 Jahre lang eine starke Basis, weil hier das Zentrum der Industrialisierung Europas war, und weil hier die heimische Kohle als Energieträger lag. Beides ist für die Zukunft nicht mehr gegeben. Hinzu kommen unfaire Billigimporte aus Asien und Standortvorteile anderer Regionen, in denen regenerative Energien einfacher und kostengünstiger zu beziehen sind. Diesen Tatsachen kann sich niemand entziehen.“
Miguel López: Partnerschaften als Schlüssel zur Transformation
López unterstrich die Bedeutung der bereits eingeleiteten Partnerschaften, insbesondere den 20-prozentigen Einstieg von EPCG im Stahlsektor, die sowohl den Weg zur unternehmerischen Eigenständigkeit des Stahls ebnen als auch die Wettbewerbsfähigkeit von thyssenkrupp signifikant verbessern sollen.
„Der Kohleausstieg in Deutschland ist besiegelt und grüne Energie haben wir hier nicht. Zumindest nicht in ausreichender Menge. Dafür brauchen wir Partner von außen.“
Gemeinsam mit EPCG wolle die thyssenkrupp AG ein leistungsstarkes, profitables und zukunftsorientiertes Stahlunternehmen schaffen – und zwar in einem 50/50-Joint Venture, der zweiten angestrebten Stufe.
Die Verselbstständigung von Marine Systems und die Neustrukturierung weiterer Geschäftsbereiche wie des Werkstoffhandelsgeschäfts sind ebenfalls Teil der strategischen Neuausrichtung. Dieser umfassende Transformationsansatz soll thyssenkrupp nicht nur krisenfest machen, sondern auch als Vorreiter in der grünen Transformation etablieren.
Notwendigkeit, Profitabilität zu verbessern
Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Zukunft von thyssenkrupp bleibe aber die Verbesserung der Profitabilität. Hinter der Strahlkraft der Marke stehe leider keine entsprechende finanzielle Leistungsstärke. In fast allen Geschäften liege der Konzern unter Wettbewerbsniveau. Das Stahlgeschäft dürfe andere Geschäfte des Konzerns nicht belasten. Es müsse sich, wie alle anderen Segmente auch, aus eigener Kraft tragen.
López forderte eine konsequente Veränderungs- und Leistungsbereitschaft im Konzern – in allen Bereichen.
„Die anstehenden Transformationen sind so gewaltig, dass sie sich nur mit Innovationsfreude, unternehmerischen Visionen und mutigen Entscheidungen bewältigen lassen. Genau das tun wir.“
López erörterte die Bedeutung einer starken Führung und einer Unternehmenskultur, die auf Leistung und Wandel ausgerichtet ist, um die ehrgeizigen Ziele von thyssenkrupp zu erreichen. Er schloss mit einem Aufruf zur Geschlossenheit und zur gemeinsamen Anstrengung aller Stakeholder, um thyssenkrupp erfolgreich in die Zukunft zu führen.