Die Stelle des Umweltschutzbeauftragten wurde nach einer dreijährigen Vorbereitungszeit geschaffen, die Rolle war zuerst im Bereich der Chemischen Laboratorien angesiedelt. 1974 wurde die Position dann weiter ausgebaut und Dr. Jürgen Philipp als hauptamtlicher Umweltbeauftragter eingesetzt. Die Position unterstand direkt dem Technischen Vorstand und sollte die Umsetzung von Umweltschutzmaßnahmen, damals vor allem Emissionsminderungen, kontrollieren und koordinieren. Zu Beginn der Amtszeit von Dr. Philipp bestand das Team aus lediglich drei Mitarbeitern. Heute sind es rund 50 engagierte Fachkräfte, die sich den Herausforderungen des Umweltschutzes widmen.
Vor allem im Ruhrgebiet als Industriemetropole mit starker Luftverschmutzung durch ungefilterte Abgase entwickelte sich seit den 1960er Jahren ein stärkeres Bewusstsein für Umweltschutz und Luftreinhaltung. Die vielzitierte Forderung Willy Brandts „Der Himmel über der Ruhr muss wieder blau werden!“ aus dem Jahr 1961 oder auch die „Smog-Krise“ 1962 führten zu einer Reihe neuer Gesetze, die Umweltbelastungen reduzieren sollten. 1974 trat schließlich das Bundesimmissionsschutzgesetz in Kraft, das einheitliche Vorgaben für den Umweltschutz festlegte.
Auch die damalige August Thyssen-Hütte stellte sich ihrer Verantwortung, die Luftqualität in der Region
zu verbessern. Neben der Bestellung des Umweltbeauftragten zählten dazu in den folgenden Jahren und Jahrzehnten große Investitionen in Technologien zur Prozessgasreinigung sowie in moderne Sinter- und
Tuchfilteranlagen. Auch beim Neubau des Hochofens 1, der bereits 1973 in Betrieb ging, legte man ein besonderes Augenmerk auf Umweltschutzaspekte. Der „Schwarze Riese“ ist bis heute in Betrieb und wurde 2021 noch einmal nachgerüstet, sodass er aktuell noch immer nicht nur als einer der größten, sondern auch als einer der modernsten Hochöfen in Europa gilt.
thyssenkrupp Steel auf dem Weg in ein neues Zeitalter der klimafreundlichen Stahlherstellung
Die Ansprüche an Umweltschutzmaßnahmen haben seit den 1970er Jahren weiter massiv zugenommen. Schon in den 1980er Jahren war das Unternehmen Vorreiter in der Entstaubung von Stahlwerken. Seitdem wurden immer wieder erhebliche Mittel für die Verbesserung des Umweltschutzes ausgegeben. Und um den immer anspruchsvolleren Anforderungen gerecht zu werden, wendet thyssenkrupp Steel heute jährlich etwa 350 Millionen Euro für Umweltschutzmaßnahmen auf, davon rund 140 Millionen Euro in die Luftreinhaltung und weitere 140 Millionen Euro in den Lärmschutz.
Nicht nur die Ansprüche haben sich verändert, auch der Fokus hat sich verschoben. „Vermeidung geht heute vor Beseitigung von Umweltschäden“, so Dr. Wolfgang Volkhausen, Leiter Umweltschutz bei thyssenkrupp Steel Europe. „Nicht erst mit dem European Green Deal oder der neuen Industrial Emission Directive (IED), die im Juni 2024 in Kraft trat, hat sich der Blickwinkel verändert. Wir wollen auch in den kommenden Jahren eine führende Rolle im Umweltschutz der europäischen Stahlindustrie einnehmen und uns den Herausforderungen des Klimawandels stellen.“
Zentrales Element dieser Strategie ist das Transformationsprojekt tkH2Steel, das die Stahlherstellung mit der Umstellung von kohle- auf wasserstoffbasierte Technologie bis spätestens 2045 klimaneutral machen will. Langfristig werden die kohlebasierten Hochöfen, wie auch der „Schwarze Riese“, im Rahmen der Transformation zur klimaneutralen Stahlherstellung damit durch wasserstoffbetriebene Direktreduktionsanlagen oder alternative Technologien abgelöst.
Industrieller Umweltschutz ist mehr als CO2-Reduzierung
Doch auch über die grüne Transformation der Stahlproduktion hinaus stellt thyssenkrupp Steel Umwelt- und Naturschutz in den Fokus: In der Abfallwirtschaft beispielsweise sollen so viele Nebenprodukte der Roheisenerzeugung wie möglich wiederverwertet werden. Ein Beispiel hierfür ist die Hochofenschlacke, die zu 100 Prozent als Sekundärrohstoff vermarktet wird.
Auch Gewässerschutz spielt eine wichtige Rolle, denn der enorme Bedarf an Wasser entspricht etwa dem jährlichen Verbrauch der Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg zusammen. Doch nur drei Prozent werden als Frischwasser bezogen: 97 Prozent des genutzten Wassers ist Kreislaufwasser, das dank effektiver Aufbereitung bis zu 40-mal genutzt werden kann, bevor es entweder verdunstet oder als gereinigtes Abwasser abgeleitet wird. Und auch der Bodenschutz wird sowohl bei der Planung neuer Produktionsanlagen als auch bei Stilllegungen mitgedacht.
Die langfristigen und strategischen Bemühungen um den Umweltschutz zahlen sich aus und sind längst Teil eines ganzheitlichen Umweltmanagements im Unternehmen.
Leitlinien und Standards für den Umweltschutz
So hat thyssenkrupp Steel seine Klimaziele auf Basis der wissenschaftlich fundierten Leitlinien der „Science Based Targets initiative“ (SBTi) validieren lassen. Das Unternehmen ist damit einer der ersten Stahlhersteller, dessen Klimaziele auf wissenschaftlicher Basis überprüft und als im Einklang mit dem 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens bewertet wurden – sowohl was das kurzfristige Ziel 2032 als auch das Net-Zero-Target 2045 nach SBTi betrifft. Die SBTi ist eine globale Initiative, die Unternehmen dabei unterstützt, wissenschaftsbasierte Ziele zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen zu setzen, die im Einklang mit den neuesten Erkenntnissen der Klimawissenschaft stehen.
Außerdem hat sich thyssenkrupp Steel der weltweit gültigen Nachhaltigkeitsinitiative ResponsibleSteel angeschlossen, einer Non-Profit-Organisation, die durch ein globales Standard- und Zertifizierungsprogramm sicherstellt, dass der verwendete Stahl in jeder Phase verantwortungsbewusst bezogen und hergestellt wurde. thyssenkrupp Steel sieht im Bekenntnis zum ResponsibleSteel-Standard einen weiteren wichtigen Baustein im Rahmen seines nachhaltigen Transformationsprozesses.