22. Mai 2024 | Nur wenn international wettbewerbsfähige Preise für erneuerbare Energien sowie Wasserstoff in ausreichender Menge langfristig gewährleistet sind, kann die Umstellung auf eine CO2-neutrale Stahlproduktion in Deutschland gelingen. Aus diesem Grund fordert ArcelorMittal eine klare staatliche Industriepolitik.
In der Übergangsphase kann der Einsatz von Erdgas bereits dazu beitragen, die Emissionen erheblich zu senken. ArcelorMittal hat sich zum Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen in Europa bis 2030 um 35 Prozent zu senken und eine kohlenstoffneutrale Produktion bis 2050 weltweit umzusetzen.
Herausforderungen trotz Zusagen von Regierungsseite
Trotz deutlicher Fortschritte und einer von der EU genehmigten Förderzusage der Bundesregierung für die geplanten Dekarbonisierungsprojekte der Flachstahl-Standorte in Bremen und Eisenhüttenstadt steht das Unternehmen vor Herausforderungen, insbesondere wegen hoher Energie- und Wasserstoffkosten. Konkurrenzfähige Energiepreise sind ein entscheidender Faktor für die finale Investitionsentscheidung des Konzerns zur Dekarbonisierung der Produktion in Deutschland.
„Die Dekarbonisierung unserer Produktion ist für uns von höchster Priorität, aber die aktuellen Kosten und zukünftige Preisprognosen für Energie und Wasserstoff stellen eine erhebliche Herausforderung dar“, betont Dr. Thomas Bünger, Deutschlandchef der Flachstahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt. „Eine Industriepolitik, die auf die Senkung dieser Kosten abzielt, ist bedeutend für unseren Erfolg und den Erfolg der gesamten Branche. Zudem sind wir als europäisches Unternehmen mit unseren Werken in Deutschland ein wichtiger Teil der Grundstoffindustrie und damit am Beginn der Wertschöpfungskette unserer Wirtschaft.“
Verschiedene Ansätze in Europa
ArcelorMittal verfolgt bei der Dekarbonisierung der Stahlerzeugung verschiedene Technologieansätze in Europa. In Deutschland steht die Umstellung der Hochofentechnologie zu einer erdgas- und später wasserstoffbasierten Direktreduktion und Elektrolichtbogenöfen im Mittelpunkt der Dekarbonisierungspläne.
Die CO2-neutrale Roheisenproduktion erfordert einen Wasserstoffpreis von etwa zwei Euro pro Kilogramm, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Derzeit liegt der Preis für Wasserstoff bei sieben bis neun Euro pro Kilogramm. Auch der Betrieb von Elektrolichtbogenöfen ist wegen des hohen Strompreises auf Dauer nur schwer wirtschaftlich möglich.
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, müssen staatliche Maßnahmen grünen Strom und Wasserstoff in ausreichender Menge und zu international wettbewerbsfähigen Preisen langfristig garantieren. Auch die Schaffung eines grünen Leitmarkts ist für die wettbewerbsfähige Herstellung von CO2-reduziertem Stahl entscheidend. Kennzeichnungsinitiativen können hilfreich sein, um zusätzliche Anreize zu setzen, z. B. bei öffentlichen Ausschreibungen und bei der staatlichen Beschaffung. Außerdem muss auf nationaler und auf EU-Ebene entschieden gegen Wettbewerbsverzerrungen vorgegangen werden. Dazu gehört, die noch bestehenden Schwachstellen im CBAM (Carbon Border Adjustment Mechanism) zu schließen, um effektiv das Risiko der Abwanderung eines Teils der industriellen Wertschöpfung außerhalb Europas zu reduzieren.
Lutz Bandusch, Vizepräsident von ArcelorMittal Europe, ergänzt: „Wir brauchen den rapiden Ausbau erneuerbarer Energien sowie den Aufbau einer heimischen Wasserstoffproduktion bei gleichzeitiger Erhöhung des Wasserstoffimports, damit die Transformation gelingt.“
CO2-neutrale Produktion
ArcelorMittal bleibt fest entschlossen, weltweit eine CO2-neutrale Produktion bis 2050 zu erreichen. Eine aktive Flankierung durch staatliche Maßnahmen ist dabei für den Übergang zu einer nachhaltigen Zukunft unerlässlich.
Schon heute setzt ArcelorMittal Maßnahmen um, die entscheidend zur Nachhaltigkeit des Unternehmens beitragen. Dazu zählt unter anderem die Produktion von CO2- reduziertem Stahl unter der Dachmarke XCarb® sowie die Beteiligung am ResponsibleSteel-Standard, der sozial- und umweltverträgliche Lieferketten und Produktionsweisen garantiert.